Grundidee

Die Ausstellung wird nicht wie sonst in speziell ausgewiesenen Räumen stattfinden, sondern passt sich den Gegebenheiten vor Ort an. Sie ist so konzipiert, dass sie im Rahmen einer anderen Ausstellung bzw. einem anderen Event, aber auch völlig losgelöst von einem Ereignis in Erscheinung treten kann.
Es geht bei dieser Ausstellungsidee darum, aus einem feststehenden Pool von verschiedenen Installationskonzepten sich ständig neu flexibel und individuell auf Orte einzulassen. Die verschiedenen Installationen treten hierbei mit dem vorhandenen Ort in einen Dialog.

Im Folgenden werden die Konzepte vorgestellt, die auch im Versuchsaufbau gestestet wurden. Für alle weiteren Konzepte und Details bitte das „delusion_booklet.pdf“ und die Dokumentationsfilme herunterladen.

 

Langer Gang – Installation

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IDEE — Der Besucher betritt ein Gebäude. Er trifft auf einen Gang, der zu beiden Seiten bis ins Unendliche führt. Auch in weiter Ferne bewegen sich Personen quer über den Gang von Tür zu Tür.

AUFBAU — In den vorhandenen Gang werden zu beiden Seiten Mauern eingezogen, die flächig abschliessen. Auf die Mauern werden Filme projeziert, die die scheinbar endlose Verlängerung des Ganges zeigen.

FAZIT — Der angestrebte Effekt ist nicht neu. Was vorher schon mit Hilfe von Spiegeln und auf „Trompe-l‘œil“-Gemälden simuliert wurde, soll jetzt in Form eines Filmes realisiert werden. Der Unterschied zu den vorabgegangenen Beispielen ist der, daß das sonst „nur“gespiegelte oder starre Bild durch ein den Gegebenheiten angepaßtes, animiertes Bild ersetzt wird und dem Besucher ein realistischeres Abbild der Wirklichkeit vorgaukelt.

 

Langer Gang – Filmstills

 

Türprojektion – Installation

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IDEE — Der Besucher sieht auf verschiedenen Türen Bilder aus verschiedenen Räumen projiziert. Die Vermutung, das sich hinter der Tür das Gesehene verbirgt, liegt nahe. Die Verbindung von Sichtbarem und Nicht-Sichtbarem, Erdachtem, wird in Frage gestellt. Sind meine Schlüsse zum Gesehenen richtig? Wie hängt das projizierte Bild mit dem Gesamten zusammen?

AUFBAU — Auf Türen und Wänden werden Bilder aus verschiedenen Räumen live übertragen. Die Kameras in den Räumen sind so positioniert, das das Projektionsbild als Blick durch die Türen und Wände erscheint.

FAZIT — Fraglich bleibt, ob sich die gesehene Szene tatsächlich hinter der Wand?/?Tür abspielt, wann kommt es zu Brüchen (Besucher geht durch eine geschlossene Tür, oder öffnet sie – wie in diesem Moment sichtbar)

 

Türprojektion – Filmstills

 

Überlagerung – Installation

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IDEE — Der Besucher betritt einen Raum, der von nur einer Lichtquelle erhellt ist. Der Lichtkegel erhellt einen Teil einer Wand. Die Wand ist mit Plakaten und Stickern gepflastert. Mit den aufgehängten Plakaten und sonstigen Objekten an dieser Wand scheint irgend etwas nicht zu stimmen. Obwohl die Stofflichkeit der Plakate stimmt, wirken sie auf den zweiten Blick nicht ganz echt.

AUFBAU — Der im Raum ausgerichtete Beamer zeigt das Bild des Untergrundes, auf den er projeziert. In der Theorie wäre der Beamer also gar nicht als Beamer erkennbar sondern vielmehr als Scheinwerfer, der einen Teil des Raumes erhellt. Deshalb wird der Besucher den Beamer zunächst auch nur als Lichtquelle wahrnehmen. An der Wand hängen zum Teil Original- und zum Teil Blanko-Plakate. Auf den weißen Flächen der Blanko-Plakate werden nicht-reale Plakate projeziert. Genauso können nicht real vorhandene Sticker, Graffiti-Sprühereien und sonstiges Gekritzel simuliert werden.

FAZIT — Ein Raum, der dem Besucher zunächst als unspektakulär und bekannt erscheint, verwirrt den Besucher durch kleine, fast unmerkliche, Unstimmigkeiten. Bestimmte Teile der Wand existieren also doppelt. Einmal als tatsächlicher Untergrund und einmal als Projektion darüber. Einige Teile der Wand exisitieren allerdings nur als digitale Projektion. Die Überlagerung von Realem, projezierter Realität und nicht Realem ergibt eine verwirrende Mischung von Wirklichkeitsebenen. Als weiterer Ausbau der Installation könnten die digitalen Bilder animiert sein. Die projezierten Bilder sind interaktive Filme. Über ein Motion-Tracking System werden die Bewegungen der Besucher analysiert und mit dem Ablauf der Filme gekoppelt. Löst der Besucher das System aus, werden bestimmte Teile der Wand zum Leben erweckt. Es kommt zum Bruch, wenn das altbekannte, starre Bild plötzlich anfängt sich zu bewegen. Durch die Verwendung der gleichen Ausgangssubstanz – nämlich dem Plakatpapier – haben wir haptisch gleiche Plakate. Dem ist aber nicht so. Optisch bietet sich dem Besucher ein ganz anderes Bild.

 

Überlagerung – Filmstills

 

Rathaus – Installationsort

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Als fiktiven Ausstellungsort für die Installationen wurde das Kieler Rathaus gewählt. Der massive
Steinbau des Rathauses steht für Seriösität, Standfestigkeit und letztlich Realität. Die Installationen stehen in starkem Kontrast dazu. Sie hebeln die scheinbar unumstößliche Architektur aus ihren Angeln und zeigen dem Besucher eine andere Betrachtungsweise der verschiedenen Orte. Im Rathaus herrschen moderate Besucherströme.
In der Regel müssen die Besucher einige Minuten in den Räumlichkeiten warten, bevor sie ihren Termin wahrnehmen können.
Durch die ruhige, ernsthafte und kontrollierte Atmosphäre werden die Installationen von den Besuchern wahrgenommen. Sie haben Zeit sich mit ihnen auseinanderzusetzen. An einigen Stellen im Rathaus kann sich der Wartende als Akteur in den Installationen wiederfinden.
Die Installationen setzen außerdem verschiedene Orte des Rathauses miteinander in Verbindung. Die scheinbar unveränderliche Architektur wird auseinandergerissen und dann spielerisch wieder neu zusammengesetzt.

 

Rathaus – Bilder

 

Werbung

Die Ausstellung wird nicht wie im herkömmlichen Sinne aufwändig und auffallend beworben. Vielmehr sollen z. B. Plakate entstehen, die sich den Untergründen auf denen sie geklebt sind anpassen. Auch hier stellt sich die Aufmerksamkeit erst mit dem zweiten Blick ein.

 

Werbung – Bilder

 

Projektdokumentation – Folderbilder

Zum Projekt DELUSION entstand ein Folder mit integrierter DVD

17.11.2007

Interaktive Medien

Das Lehrgebiet Interaktive Medien setzt sich mit den konzeptionellen, kommunikationsspezifischen und technischen Gestaltungsfragen der interaktiven und vernetzten Medien auseinander. Dabei wird in Seminaren und Projekten auf die Ästhetik und Semiotik digitaler Medien eingegangen und deren Interaktionsprinzipien analysiert. In interdisziplinären Projekten werden verschiedene mediale Inszenierungsformen erprobt, von Informationsdesign und vernetzten Applikationen über Animation und Motion Graphics bis hin zu medientechnologischen Installationen.
Neue Interaktionskonzepte beschränken sich nicht mehr allein auf das Bedienen der Schnittstellen zu Computern, sie werden zunehmend von einer Neuentdeckung menschlichen Wahrnehmens, Denkens und Handelns geprägt. Neue, soziale Vernetzungsstrategien führten zu einer Umkehrung klassischer Kommunikationsmodelle, aus den Empfängern wurden selbst Sender. Welchen weiteren Einfluss wird diese neue Form des Publizierens auf unser Kommunikationsverhalten und unsere Gesellschaft haben? Damit will sich das Lehrgebiet kritisch und kreativ auseinandersetzen. Bei einer späteren Schwerpunktbildung kann man sich in Projektarbeiten vertiefend mit den Gestaltungsmöglichkeiten interaktiver Medien beschäftigen und das Bachelor-Studium mit einer Thesis im Lehrgebiet Interaktive Medien abschließen.

MASTER-STUDIUM „INTERAKTIVES INFORMATIONSDESIGN”

Nach einem Bachelorstudium kann an der Muthesius Kunsthochschule im Rahmen des Studiengangs Kommunikationsdesign der Master-Schwerpunkt „Interaktives Informationsdesign“ studiert werden. Interaktive Informationsgestaltung beschränkt sich nicht nur auf die Darstellung auf Monitoren, sondern kann auf vielfältige Weise in die Gestaltung und Inszenierung öffentlicher Informationsräume integriert werden. Und dadurch an Emotionalität und Erfahrbarkeit hinzugewinnen. Als Installation oder Interaktionskonzept tritt sie in Wechselwirkung mit realen Objekten, wird zum Vermittler zwischen Betrachter und Artefakt, wird selbst zur Raumgestaltung.
In diesem Kontext bietet das Informationsdesign eine interdisziplinäre Schnittstelle und knüpft damit an andere Master-Programme des Kommunikationsdesigns und der Muthesius Kunsthochschule an. Dadurch können weitreichende Synergien genutzt und geschaffen werden.

Fragen?

Prof. Tom Duscher
T 0431 / 5198 – 478
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