Die räumliche Kognition als Abfolge von Wahrnehmung, Speicherung und Abrufen räumlicher Gegebenheiten und Zusammenhänge ermöglicht dem Menschen die problemlose Orientierung in seiner Umgebung. In Bezug auf den Informationsraum Internet bestehen jedoch vor allem bei unerfahrenen Usern zahlreiche Orientierungsprobleme. Dies liegt nicht zuletzt daran, dass es für viele Menschen schwer bis unmöglich ist, ein kognitives Modell (ein „Bild“) vom lediglich virtuell erfahrbaren Informationsraum Internet zu bilden. Genau wie durch Bewegung durch den (z.B. urbanen) Raum und die damit verbundene Wahrnehmung der Objekte im räumlichen Kontext eine so genannte Kognitive Karte in den Köpfen entsteht, bietet TruePlaces die Möglichkeit, den Informationsraum der eigenen Bookmarks durch Bewegung und Mitgestaltung neu zu erfahren. Die Bildung einer Kognitiven Karte – und damit des Erwerbs von „Überblicks-Wissen“ (survey knowledge) – wird unterstützt durch die Strukturierung des Raumes mit Hilfe der TruePlaces, jenen Orten (Websites), die für uns aus verschiedensten Gründen von besonderer Wichtigkeit sind. Die TruePlaces erfüllen somit eine Leuchtturm-Funktion, sie dienen als Orientierungshilfen und Wegweiser, sie sind die zentralen Bezugspunkte unserer persönlichen Karte des Informationsraums.
Das Versinken unbenutzter Bookmarks in der Tiefe des Raumes entspricht dem Vergessen und Verblassen von Orten in unserer Erinnerung und schafft gleichzeitig Platz für Neues. Über eine Timeline kann der Benutzer den Zustand des Raumes zu einem früheren Zeitpunkt nachvollziehen.
Ein Wechsel in die Vogelperspektive, der jederzeit Möglich ist, bietet dank einer kartenähnlichen Darstellung weitere Orientierung und dient gleichzeitig als Navigationselement um beispielsweise größere Distanzen im Raum zu überbrücken.
In Kombination mit der gleichzeitigen Produktion dieses individuellen Raumes durch Hinzufügen, Entfernen, Verschieben und Umsortieren der Bookmarks löst sich TruePlaces von einer rein textbezogenen Kategorisierung in Hierarchien oder durch Schlagworte und bietet eine Form der Visualisierung, die es erlaubt, assoziative Verknüpfungen oder persönliche Vorlieben bei der Sortierung der Bookmarks mit einzubeziehen.